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60 Jahre Musikschule Hoyerswerda

60 Jahre Musikschule

Die Musikschule Hoyerswerda feiert Geburtstag. 1962 begann die Erfolgsgeschichte der Einrichtung. Im September 2022 wird das Jubiläum im Schloss Hoyerswerda groß gefeiert – mit einem Festakt am 3. September 2022 und dem „Festkonzert mit Freunden“ am 10. September 2022.

Wer 60 Jahre wird, der kann viele Geschichten erzählen. An dieser Stelle laden wir ein zu einem kleinen Einblick in die Entwicklung der Musikschule.

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Helmut Hammer, ehemaliger Direktor der Musikschule Hoyerswerda, am Flügel.
Bis heute spielt Helmut Hammer täglich an seinem Flügel. Von 1962 bis 1999 lenkte er die Geschicke der Musikschule Hoyerswerda.

„Musik ist so vielfältig“

 

60 Jahre hat die Musikschule Hoyerswerda Geschichte geschrieben. Mehr als die Hälfte dieser Zeit hat Helmut Hammer ihre Geschicke geleitet. Der Pianist war von 1962 bis 1999 Direktor der Einrichtung und hautnah dabei, als das Orchester der Werktätigen gegründet und die Musikfesttage ins Leben gerufen wurden.

Von Anfang an dabei

1962 schlug die Geburtsstunde der Musikschule Hoyerswerda. Aus der ehemaligen Außenstelle der Musikschule Cottbus wurde eine eigenständige Einrichtung. „Wir waren neben Cottbus und Bad Liebenwerda die dritte Musikschule im Bezirk Cottbus“, blickt Helmut Hammer zurück. Der gelernte Elektromonteur war mit 17 Jahren an der Hochschule Dresden angenommen worden. Bis heute kann er sich gut an den Moment erinnern, als Ursula Apel – die erste Direktorin der Hoyerswerdaer Musikschule 1963 zu ihm sagte: „Nächste Woche sind Sie hier Direktor. Im Schreibtisch fand ich dann außer einige Schriftstücken ein Paar alte Schuhe, die wohl für den damals üblichen Feldeinsatz zur Kartoffelernte in Drehna parat lagen. Vom Leiten hatte ich keine Ahnung“, beschrieb er seinen Start auf Direktorenposten in seiner Festrede anlässlich „40 Jahre Musikschule“ im Jahr 2002.

Strenge Vorgaben

Die Schülerzahl wuchs rasch und schon bald entstanden Außenstellen in Weißwasser, Senftenberg und Lauchhammer. Während die Musikschule heute allen Musikbegeisterten offensteht, gab es damals strenge Festlegungen – sowohl beim Aufnahmealter, als auch beim Anteil einzelner Instrumente. So seien beispielsweise 60 Prozent Orchesterinstrumente vorgeschrieben gewesen. „Die Umsetzung dieser konkreten Pläne war nicht leicht. Nicht nur, dass wir die Streich- und Blasinstrumente besorgen mussten, nein, die Schüler mussten ja auch willens sein, diese Instrumente zu erlernen“, so Helmut Hammer in seiner Festrede 2002.

Traditionsreiche Konzerte und Wettbewerbe

Zu den ersten Partnern, die der Musikschule damals zur Seite standen, gehörten die Musikschhochschule Dresden und die Musikschule im polnische Poznan. Und gleich von den Anfangsjahren an, war die Hoyerswerdaer Musikschule bei Konzerten in der Stadt und andernorts mit von der Partie. Die Musikfesttage wurden ins Leben gerufen – von den vier Konzerten zur Premiere wurden drei von der Musikschule gestaltet. So wie dieses Musikfest haben auch andere Veranstaltungen wie das Weihnachtskonzert und das Sommerkonzert eine lange Tradition entwickelt und gehören bis heute zu den Höhepunkten im Musikschuljahr. Kleinere und größere Orchester schossen im stark wachsenden Hoyerswerda wie Pilze aus dem Boden. Eines davon war das Orchester der Werktätigen, das heutige Sinfonische Orchestern, das viele Jahrzehnte unter Leitung seiner Gründers Lutz Michlenz bestand, der ebenfalls an der Musikschule unterrichtete. Nicht nur bei Konzerten zeigten die Schülerinnen und Schüler ihr Können, auch bei vielfältigen Wettbewerben wurden Preise und Urkunden gesammelt. Damals wie heute haben junge Talente der Musikschule Hoyerswerda ihre Leidenschaft für Musik zum Beruf gemacht und spielen inzwischen an großen Häusern und auf internationalen Bühnen.

„Ich lebe für die Musik“

Bis 1999 hat Helmut Hammer in der Hoyerswerdaer Musikschule den Ton angegeben. Dann übergab er den Staffelstab an Thea Hanspach und ging in seinen wohlverdienten Ruhestand. Die Liebe zur Musik begleitet ihn bis heute. „Ich konzertiere nicht mehr, aber ich spiele noch jeden Tag. Das Klavier möchte ich nicht missen“, erklärt der 85-Jährige. Die Musik und Sport wie die tägliche Tour mit dem Fahrrad halten ihn fit. „Ich lebe für die Musik“, erklärt der Hoyerswerdaer und kann jedem eine musikalische Ausbildung wärmstens empfehlen: „Musik ist so vielfältig, weil Gefühl und Verstand und das Interesse an der Kunst geschult werden.“

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Maxi Braune nimmt Unterricht an der Musikschule Hoyerswerda
Maxi Braune ist seit ihrem ersten Lebensjahr Schülerin an der Musikschule Hoyerswerda.

Die Stimmgewaltige

Maxi Braune ist 27 und dennoch bereits ein Urgestein. Denn die Hoyerswerdaerin ist „dienstälteste“ Schülerin der Musikschule Hoyerswerda. Bereits als Einjährige tanzte, trommelte und sang sie im Musikgarten. Heute ist sie die Stimme der Musikschulband HYPE und steht auch solo auf der Bühne. Prädikat: „Absolut hörenswert“!

Es gab Zeiten, da pendelte Maxi Braune zwischen Schule, Musikschule und Auftritten am Wochenende. Nach Hause ging es nur zum Schlafen. Heute haben sich die Prioritäten verschoben – aber Musik ist und bleibt die große Leidenschaft der Hoyerswerdaerin. Neben Familie, Haus und ihrem Job als Neuwagen-Disponentin in einem Autohaus hat die Musikschule gestern wie heute einen festen Platz in ihrem Leben. Maxi Braune nimmt nach wie vor Gesangsunterricht und probt regelmäßig mit HYPE. „Ich kann mir nicht vorstellen, nicht hier zu sein. Die Musikschule ist ein Stück Familie“, sagt sie.

Maxi Braune ist hier groß geworden: Ganz am Anfang ging es zur Musikalischen Früherziehung, wo sie mit süßen anderthalb Jahren bereits als Schneeflocke auf der Bühne stand. Im Vorschulalter probierte sie sich bei Thea Hanspach an der Blockflöte aus, später nahm sie Gitarrenunterricht, spielte E-Gitarre und lernte einige Jahre am Klavier. Die Instrumente wechselten, doch eines blieb: Seit ihrem sechsten Lebensjahr nimmt Maxi Braune Gesangsunterricht. „Ich singe eigentlich immer und überall: zu Hause, im Auto, im Büro.“ Bei ihren Auftritten sorgt sie regelmäßig für Gänsehaut beim Publikum. Sowohl solo als auch mit HYPE, wo sie seit 2008 mit kleine Unterbrechungen als Frontfrau am Mikro steht. Wer sie erlebt, weiß: Maxi lebt Musik – mit voller Power. „Einmal war ich so laut, dass eine Sicherung rausgeflogen ist“, erzählt sie lachend.

Maxi Braune bei einer Probe von HYPE
Maxi Braune bei einer Probe von HYPE.

Lampenfieber scheint die junge Frau nicht zu kennen. Aber ein bisschen nervös ist sie doch vor jedem Auftritt. „Mir hilft es, bewusst zu atmen. Ganz tief ein, ganz tief aus und dabei bis 10 zählen. Ich habe immer Panik, dass ich den Text vergesse. Aber das ist noch nie passiert: Wenn ich auf der Bühne stehe, ist der Text da. Dann läuft’s.“

Die Musikschule Hoyerswerda hat Maxi Braune ihr Leben lang begleitet – und andersherum hat Maxi nahezu alle Veranstaltungen bereichert. „Die Musikschule hat mir Selbstvertrauen gegeben. Das Gefühl, dazuzugehören und gebraucht zu werden“, sagt sie.

Und was wünscht sie der Musikschule zum 60. Geburtstag? „Das alles so bleibt wie es ist: Die Musikschule als ein Ort, an dem sich jeder verwirklichen kann.“

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Nicole Koniarski, Verwaltungsleiterin Musikschule Hoyerswerda
Verwaltungsleiterin Nicole Behring (ehemals Koniarski) gehört seit 20 Jahren zum Team der Musikschule Hoyerswerda.

Wechselhafte Rekorde

Kaum eine andere Mitarbeiterin der ZooKultur hat so oft ihre Büros gewechselt und dabei mit so vielen verschiedenen Kollegen zusammengearbeitet wie Nicole Behring. Seit Anfang 2003 gehört die Verwaltungsleiterin zum Team der Musikschule Hoyerswerda – und hat damit ein Drittel der 60-jährigen Geschichte mitgeschrieben.

Als Nicole Behring (ehemals Koniarski) im Januar 2003 zu ihrem ersten Arbeitstag in der Musikschule antrat, saß die Einrichtung noch in der Schulstraße in der Altstadt. „Als ich dort anfing, gab es noch ganz viele Papierdokumente und etliche von Hand geschriebene Rechnungen. Wenn man damals etwas gesucht hat, war das recht mühsam“, erinnert sich die Hoyerswerdaerin. Heute stehen in ihrem Büro zwar immer noch zahlreiche Ordner, aber jede Familie, deren Kind Schülerin oder Schüler bei uns ist, hat eine eigene Mappe im Hängeregister, in der alle wichtigen Dokumente gesammelt werden. Das Meiste wird mittlerweile digital und mithilfe moderner Verwaltungssoftware erledigt.

Abwechslung garantiert

„Ich mag an meiner Arbeit vor allem, dass sie so abwechslungsreich ist und ich viel Kontakt zu Schülern, Eltern, Lehrern und anderen Mitarbeitenden habe“, sagt die Verwaltungsleiterin. Auf ihrem Tisch landen Ab- und Abmeldungen, wird der Einsatz der Lehrkräfte geplant, Rechnungen erfasst und vieles, vieles mehr.

10 Umzüge

Hautnah war Nicole Behring dabei, als die Musikschule Hoyerswerda im Jahr 2010 von der Altstadt in den Südwest-Flügel der Lausitzhalle umzog, wo sie bis heute ihren Sitz hat. „Wir hatten schon während des Umbaus das Servicebüro des Eigenbetriebes Kunst und Kultur dort, zu dem die Musikschule vor der Gründung der ZooKultur gehörte. Damals saßen wir zu siebent in einem Großraumbüro“, erinnert sich die Mitarbeiterin. Es war nur einer von insgesamt 10 Bürowechseln, die die Verwaltungsleiterin im Laufe der Zeit managte. Und insgesamt hat sie in den 20 Jahren durch verschiedene Umstrukturierungen mit mehr als 20 verschiedenen Kollegen das Büro geteilt.

„Die einzige Unmusikalische“

Nicht nur das Arbeitsumfeld hat sich verändert, auch die Art des Unterrichts. „Als ich 2003 anfing, war alles sehr klassisch. Heute ist die Musikschule viel breiter aufgestellt. Neben der klassischen Richtung gibt es beispielsweise den Rock, Pop, Jazz-Bereich, Modernen Kindertanz und vieles mehr. Da ist für jeden etwas dabei“, sagt Nicole Behring und fügt mit einem Lachen hinzu: „Ich bin leider in all den Jahren die einzige Unmusikalische an der Schule geblieben – bis heute.“

Was sie der Musikschule Hoyerswerda zum Jubiläum wünscht? „Dass unsere Schule mindestens die nächsten 60 Jahre weiterbesteht!“

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Ehemaliger Sitz der Musikschule Hoyerswerda in der Schulstraße.
Der ehemalige Sitz der Musikschule Hoyerswerda an der Schulstraße in Hoyerswerda. Seit 2010 sind wir im Forum in der Neustadt zu Hause. Foto: Chronik Musikschule

Umzug mit 6 Flügeln und 15 Klavieren

Seit dem Jahr 2010 hat die Musikschule Hoyerswerda ihren Sitz hinter der markanten Fassade des Süd-West-Flügels der Lausitzhalle. Doch im Laufe ihres 60-jährigen Bestehens hat die Einrichtung des Öfteren ihre Adresse wechseln müssen. Und so ein Musikschulumzug ist alles andere als ein Kinderspiel!

In den ersten Jahren nach ihrer Gründung mussten die Musikschul-Mitarbeiter besonders häufig Instrumentenkoffer und Kisten packen. Von der Oberschule III am Stadtrand ging es durch vier verschiedene Oberschulen im WK VIII. „Erst im Jahre 1989 konnte die Musikschule in das jetzige Gebäude Schulstraße 1 nach umfassender Rekonstruktion einziehen. Bis zum Jahre 1994 teilte sie sich allerdings die Räume mit dem Amtsgericht“, heißt es in der Festschrift, die 1997 anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Einrichtung erschienen ist.

Hörproben für die Anwohner

Das altehrwürdige Backsteingebäude neben der Parkschule wurde bereits 1886 eingeweiht und diente viele Jahrzehnte als Bürgerschule und Evangelische Stadtschule. Um rund 100 Jahre später den Ansprüchen einer Musikschule zu genügen, wurde das Haus kräftig umgebaut: aus den großen Klassenzimmern wurden viele kleine Räume, ein Konzertsaal entstand und ein Anbau für die Sanitäranlagen errichtet. Von 1989 bis 2010 war die Schulstraße 1 in der Altstadt die Adresse der Musikschule. Viele können sich bis heute noch an die schweren Vorhänge vor den Fenstern und die teilweise bunt gemusterten Tapeten an den Wänden erinnern. Und wer in der Altstadt wohnte und zur richtigen Zeit die Fenster offenließ, der konnte regelmäßig kleine Hörproben genießen, die zu den Unterrichtszeiten aus dem Altbau drangen. Doch der Zahn der Zeit nagte am Gebäude und so stand in den 2000er-Jahren die Frage: Sanierung oder Umzug?

Umzug ins Herz der Neustadt

Ende der 2000er-Jahre begannen die Umbau-Arbeiten im Süd-West-Flügel der Lausitzhalle für den Einzug der Musikschule und VHS. Im Sommer 2010 zog die Musikschule von der Schulstraße in die Lausitzhalle um und mit ihr unter anderem sechs Flügel und 15 Klaviere. Ende Juli wurde das für 4,2 Millionen Euro sanierte Bauteil der Lausitzhalle offiziell an den Eigenbetrieb Kultur und Bildung der Stadt Hoyerswerda übergeben, zu dem die Einrichtung gehört. Bei einem Tag der offenen Tür können Besucher im September 2010 einen Blick in die modernen Räume werfen. „Den Umzug haben damals viele mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet: Auf der einen Seite war die Musikschule in der Altstadt in einem wunderschönen Altbau untergebracht und in dem kleinen Park davor fanden viele schöne Konzerte unter den großen Bäumen statt. Auf der anderen Seite ist der Standort im Forum viel zentraler und die Räumlichkeiten sind optimal für den Musikschulunterricht ausgestattet“, sagt Verwaltungsleiterin Nicole Behring.

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Nik Kevin Koch, Gesangspädagoge und Leiter der Musikschule Hoyerswerda
Nik Kevin Koch leitet die Musikschule Hoyerswerda seit 2021.

„Musik ist Dialog“

60 Jahre sind seit der Gründung der Musikschule Hoyerswerda vergangen. In den zurückliegenden sechs Jahrzehnten haben sich nicht nur die Anforderungen an unsere Einrichtung verändert. Auch die Ansprüche von Schülern, Eltern und Lehrkräften haben sich gewandelt. Was kann eine Musikschule heute leisten? Was zeichnet eine zeitgemäße musikalische Ausbildung aus und warum lohnt es sich, ein Instrument zu erlernen? Unser Musikschulleiter Nik Kevin Koch hat Antworten.

Herr Koch, die Musikschule Hoyerswerda feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Seit der Gründung im Jahr 1962 haben sich nicht nur die Räumlichkeiten verändert. hat Was zeichnet die Musikschule von heute aus?

Die Musikschule – aus der heutigen Sicht – vermittelt auf moderne Art und Weise den ersten Kontakt mit einem Instrument bis hin zum bühnenreifen Auftritt. Die Pädagogen schneidern, ganz nach den Möglichkeiten der Musikschüler ein musikalisches Paket, um den Schülern und Schülerinnen einen umfassenden Einblick in die Literatur von gestern bis heute zu bieten.

Eine Musikschule ist aber nicht nur eine Schule, sondern auch ein Ort der Begegnung. Diese Momente sind ganz besonders wichtig, denn Musik ist Dialog. Musik ist nicht nur laut und leise, sondern regt auch zur Stille und zum Innehalten – zum Nachdenken an. Man musiziert nicht zwingend alleine, sondern kann dies auch in Gruppen tun. Diese unterschiedlichen Faktoren – von solistisch bis zum großen Ensemble – bilden das bunte Grundgerüst einer modernen Musikschule, in der jeder das Früchtchen ernten kann, was ihm oder ihr am besten schmeckt. Denn man kann erst dann sagen, was einem am besten mundet, wenn man sich durch den bunten Garten der Früchte gefuttert hat. Oder um eine bekannte englische Redewendung zu zitieren: „Don’t judge a book by its cover.“

Welchen pädagogischen Anspruch können Schüler und Eltern heutzutage erwarten?

Heutzutage ist unsere Gesellschaft sehr schnelllebig und entwickelt sich in ganz unterschiedliche Richtungen. Bei uns in der Musikschule wird der Fokus auf das gelegt, was für uns wichtig ist: Von Grund auf erlernen, was man schon immer wollte. Abtauchen in die Welt der Musik. Angefangen in jungen Jahren mit der Musikalischen Früherziehung über das beliebte Instrumentenkarussell mit jährlich neuem Instrumentenangebot bis hin zur fundierten Instrumentalausbildung zusammen mit unserem Lehrerkollegium. Man bekommt sozusagen einen ausgearbeiteten Leitfaden an die Hand, an dem man sich vorzüglich entlanghangeln kann, denn nicht umsonst gehören wir dem Verband deutscher Musikschulen an. Musik ist ein hohes gesellschaftliches Gut und wir dürfen danach greifen. Unser Kollegium ist bestrebt, diesen Weg zu begleiten und tut dies auf eine liebevolle und zielstrebige Art.

Warum ist eine musikalische Ausbildung nach wie vor wertvoll?

In erster Linie bietet eine musikalische Ausbildung den Menschen die Möglichkeit, sich in musikalischen Formen auszudrücken – Gefühle in Töne verpacken. Im Gesang ist es oftmals so: Dort wo das gesprochene Wort aufhört, setzt die Musik ein und den Emotionen wird Raum gegeben. Musik kann aber auch sehr heilsam sein. Wenn wir gewisse Werkzeuge erlernt haben, können wir selbige nutzen, um das emotionale Chaos besser zu bewältigen – Musik hat sozusagen eine heilsame Wirkung.

Eine musikalische Ausbildung hat aber auch eine ganz hohe soziale Komponente: Man tanzt zusammen mit der Musik in der Gruppe und es beflügelt, es wird zusammen in Ensembles gespielt und man beginnt zu hören. Musik ist Sprache – Musik ist Dialog.

Was aber macht eine Ausbildung wertvoll? Weil eine Ausbildung so unterschiedlich sein kann, ist sie für jeden ganz unterschiedlich wertvoll, denn sie ist ganz persönlich. Und so hat jeder Mensch einen anderen Blickwinkel, den er oder sie erlebt. Denn das ist es was Musik ausmacht: Musik ist niemals schwarz oder weiß. Musik ist bunt. Und so ist auch das Leben bei uns an der Musikschule.

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Samira Dietze hat ihre musikalische Laufbahn an der Musikschule Hoyerswerda begonnen. Heute spielt die Violinistin beim zweitgrößten Orchester Österreichs. Foto: Michael Feindura
Samira Dietze hat ihre musikalische Laufbahn an der Musikschule Hoyerswerda begonnen. Heute spielt die Violinistin beim zweitgrößten Orchester Österreichs. Foto: Michael Feindura

Talentschmiede für Musikernachwuchs

In ihrer 60-jährigen Geschichte war die Musikschule Hoyerswerda des Öfteren Talentschmiede für Musikernachwuchs. Samira Dietze gehört zu den erfolgreichen KünstlerInnen, deren musikalische Laufbahn in Hoyerswerda begann. Zurzeit spielt die Violinistin in Linz. Am 3. September 2022 bereichert sie das Programm des Festaktes anlässlich „60 Jahre Musikschule Hoyerswerda“.

Wenn Samira Dietze spielt, dann scheint es, als wären Violine und Bogen Teil ihrer DNA. Als würden Instrument und Mensch im Klang verschmelzen. Die gebürtige Hoyerswerdaerin hat den Sprung auf die große Bühne geschafft: ein festes Engagement in Linz beim zweitgrößten Orchester Österreichs.

„Die Geige war mir schon immer so nah“

Ihr Weg begann – wie für etliche andere junge Talente – an der Musikschule Hoyerswerda. Mit sieben Jahren bekam Samira Dietze ihre ersten Geigenstunden bei Doris Hildebrandt, die bis heute an der Einrichtung unterrichtet. „Die Geige war mir schon immer so nah – auch durch meine große Schwester, die dieses Instrument spielte. Ich hatte schon vor dem ersten Unterricht immer das Gefühl: Ich weiß genau, wie sich das anfühlt, darauf zu spielen“, erinnert sich die Profimusikerin. Was ihr anfangs sehr geholfen habe, waren zum einen die vielen CDs von großen ViolinistInnen, die sie als Hörproben von ihrer Lehrerin bekam. „Ich habe die immer wieder und wieder gehört und so eine Vorstellung davon bekommen, was auf dem Instrument überhaupt möglich ist. Dieser Vorbildfaktor war ganz wichtig.“ Außerdem habe sie viel Unterstützung von ihrer Mutter bekommen, die beim Üben und bei den ersten kleinen Konzerten und später natürlich bei großen Auftritten an ihrer Seite war. „Die Musizierstunden an der Musikschule sind sehr prägend für die Bühnenerfahrung: Man tritt in einem geschützten Rahmen auf, hat seine Familie im Publikum und kann langsam den Druck kennenlernen“, blickt Samira Dietze zurück.

Schon als junge Schülerin überzeugte sie mit besonderen Leistungen und gewann verschiedene Preise und Sonderpreise. 2009 wechselte die Hoyerswerdaerin an das Landesgymnasium für Musik Carl Maria v. Weber Dresden und spielte unter anderem mit solistisch mit bekannten Dresdner Orchestern. Von 2017 bis Anfang dieses Jahres studierte sie bei Wolfgang Hentrich, dem Konzertmeister der Dresdner Philharmonie.

Reise in die eigene Vergangenheit

Inzwischen hat es Samira Dietze mit ihrer Geige, die 2000 von Sebastian Schneider Marfels gefertigt wurde, nach Österreich verschlagen. Ihrer Heimat bleibt sie dennoch treu – schon allein wegen ihrer Familie, aber auch wegen des ein oder anderen Auftritts wie beim Festakt anlässlich „60 Jahre Musikschule Hoyerswerda“. Für Samira Dietze ist dies auch eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Denn mit dem Präludium und Allegro von Fritz Kreisler spielt sie ein Stück, bei dem sie als junges Nachwuchstalent erstmals mit großem Orchester auf der Bühne stand. Diesmal wird sie am Flügel von Korrepetitorin Claudia Zeugfang begleitet. Bei ihrem zweiten Auftritt ist Samira Dietze mit ihrer Schwester Salome, die ebenfalls an der Musikschule Hoyerswerda lernt, zu erleben. „Darauf freue ich mit sehr. Denn wir können leider nur sehr selten zusammenspielen“, sagt Samira Dietze. Die rund 470 Kilometer Distanz zwischen Hoyerswerda und Linz haben die Schwestern beim Üben ganz einfach digital überwunden. Das Ergebnis können die geladenen Gäste am Samstag im Schloss erleben.

Dort spielen neben Samira und Salome Dietze auch andere junge Talente, die an der Musikschule Hoyerswerda ihre Liebe zur Musik leben und seit Jahren erfolgreich Instrumente lernen. „Es ist toll, wenn sich über die Musik austauschen kann. Eine musikalische Ausbildung fördert auch die emotionale Reife. Für mich ist es bis heute ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass mir dieses Können niemand wegnehmen kann und mich das Spielen auf dem Instrument für immer begleitet“, sagt Samira Dietze.